Pressemitteilung  vom 12.05.2020 zum Schienenpersonenverkehr in Aurich.

Unsere Mobilität ist unverzichtbar, trägt aber maßgeblich zum Schadstoffausstoß und Landschaftsverbrauch bei. Konsequenterweise bemühen sich viele Städte ohne Bahnverkehr um die Reaktivierung ihrer Bahnanschlüsse im Personenverkehr als umweltverträgliche Alternative zum Pkw-Verkehr, oftmals verbundenen mit zukunftsweisenden Antriebskonzepten wie dem Wasserstoffantrieb. So soll die aktuell größte Stadt Deutschlands ohne Schienenpersonenverkehr, Herten, in wenigen Wochen wieder an den Schienenpersonenverkehr angeschlossen werden. In Bergkamen als Nummer 2 kämpfen alle Fraktionen im Stadtrat zusammen für eine Reaktivierung. Nur in Aurich als der drittgrößten deutschen Stadt ohne Schienenpersonenverkehr setzen Stadt und Landkreis weiterhin auf ungehinderten Pkw-Verkehr, möglichst auf neuen Straßen, möglichst innenstadtnah und ohne Rücksicht auf Klimafolgen. Dabei werden Bahnreaktivierungen momentan mit bis zu 90% der Kosten bezuschusst, doch selbst 10% Eigenanteil scheinen dem Landrat, dem Bürgermeister und der Region um Aurich für eine Zukunftsinvestition zu viel zu sein.

Es ist offenbar – um einen Aspekt herauszugreifen – unwichtig, dass ein Schienenpersonenverkehr dem um seine Existenz kämpfenden Europahaus und anderen Tagungsstätten und Hotels zu mehr Gästen verhelfen kann. Niedersächsische Orte wie Amelinghausen in der Lüneburger Heide und Bleckede an der Elbe arbeiten intensiv daran, sich durch Reaktivierung ihrer Schienenstrecken langfristig ihren Tourismus zu sichern. In Aurich sind solche Bemühungen für den Landrat und fast alle politischen Entscheidungsträger in der Kreisstadt kein Thema. Für umweltgerechtere Verkehrsträger und erst recht einen Schienenpersonenverkehr wollen sie kein Geld investieren. Sie bekunden nicht einmal ihr Interesse an einer Verkehrswende und schon gar nicht an einem Bahnverkehr gegenüber der Landesregierung.

Aurich hat sich vor Jahren als Stadt der regenerativen Energien innovativ gezeigt. Davon ist in der heutigen Landkreis- und Stadtpolitik nichts mehr zu merken. Dabei führt der ostfriesische Überschuss an Windstrom geradezu zwangslos zum Einstieg in die Wasserstofftechnologie, insbesondere auch bei Bus und Bahn. Die unaufhörlich voranschreitenden Klimaveränderungen erfordern unabwendbar Verhaltensveränderungen in allen Lebensbereichen, also auch bei unserer Mobilität. Die Stadt- und Kreispolitik und allen voran der Landrat müssen hierzu jetzt die Initiative übernehmen!